Was sind die aktuellen Herausforderungen für Medical Science Liaisons (MSLs)?
Aktuelle Entwicklungen in Bezug auf die Kundeninteraktion – mit dem Ziel, den Zugang zu medizinischem Fachpersonal (Healthcare Professionals, HCPs) aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Wirksamkeit der Maßnahmen zu erhöhen – machen die Effizienz und Weiterentwicklung der MSL-Funktion heute wichtiger denn je:
Verschärfung des regulatorischen Rahmens
Die zunehmenden regulatorischen Vorgaben für den Austausch mit medizinischem Fachpersonal haben zu einer erheblichen Zunahme administrativer Aufgaben für MSLs geführt. Tätigkeiten wie die Begründung der Teilnahme von HCPs an Veranstaltungen (z. B. Einholung von Genehmigungen für zusätzliche Aktivitäten) und das Durchlaufen der damit verbundenen Genehmigungsprozesse fallen mittlerweile teilweise in den Aufgabenbereich der MSLs. Diese Aufgaben bieten dem HCP jedoch nur begrenzten Mehrwert und nehmen im Arbeitsalltag der MSLs immer mehr Raum ein – oft zulasten ihrer eigentlichen Kernaufgabe: dem medizinisch-wissenschaftlichen Austausch mit Fachkräften.
Abgrenzung von Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen MSLs und Pharmareferenten
Die Weiterentwicklung der Rolle von Pharmareferenten hin zu einem stärker partnerschaftlichen Ansatz erschwert zunehmend die klare Abgrenzung zwischen den Zuständigkeiten von MSLs und medizinischen Außendienstmitarbeitenden – zum Beispiel bei Themen wie der Verbesserung von Versorgungsprozessen. Diese Entwicklung verdeutlicht die Notwendigkeit einer besseren internen Abstimmung, damit die Teams im Außendienst ihre Kontakte mit HCPs optimal koordinieren und so den größtmöglichen Mehrwert bieten können.
Digitale Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal
Die COVID-19-Pandemie hat MSLs dazu gezwungen, ihre Kommunikationswege zu überdenken – insbesondere durch den Einsatz von Videokonferenzen und Webinaren. Um den Austausch mit HCPs aufrechtzuerhalten, mussten sich MSLs schnell an diese neuen Formate anpassen – allerdings oft ohne die nötigen Voraussetzungen, um digitale Tools effizient in ihre Arbeit zu integrieren. Dies setzt unter anderem voraus, zu verstehen, wie man über digitale Kanäle Mehrwert schafft und wie die eigene Organisation angepasst werden muss, um den Erwartungen und Rahmenbedingungen der HCPs gerecht zu werden (z. B. logistische Organisation, Nachbereitung etc.).
Nachverfolgung von Interaktionen mit HCPs
Angesichts des eingeschränkten Zugangs zu medizinischem Fachpersonal ist die Dokumentation früherer Interaktionen heute umso wichtiger, um besser auf deren Bedürfnisse eingehen zu können. Deshalb ist es entscheidend, dass alle Mitarbeitenden im Kontakt mit HCPs – inklusive MSLs – Informationen aus ihren Gesprächen gut strukturiert weitergeben. Dies erfolgt in der Regel über Softwarelösungen, in denen nach jeder Interaktion entsprechende Informationen eingepflegt werden müssen – ein zusätzlicher Aufwand neben dem ohnehin vollen Aufgabenbereich der MSLs.
Die Rolle als Experten und Partner
Der Zugang zu HCPs wird immer schwieriger und umkämpfter – daher rückt der tatsächliche Mehrwert, den pharmazeutische Teams liefern können, immer mehr in den Fokus. Diese Entwicklung stärkt die Rolle der MSLs als medizinisch-wissenschaftliche Experten und vertrauensvolle Partner in komplexen lokalen Projekten, die verschiedene HCPs sowie interne Stakeholder in einem projektbasierten Ansatz einbinden.
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3 Lösungsansätze, um die Arbeit von Medical Science Liaisons effizienter zu gestalten
Um den genannten Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, lassen sich drei zentrale Lösungsansätze identifizieren:
Ansatz Nr. 1: die Zuständigkeiten und interne Koordination klären
Zunächst ist es wichtig, klare Rollen und Zuständigkeiten innerhalb der pharmazeutischen Unternehmen zu definieren – sowohl zwischen den verschiedenen Außendienstteams als auch zwischen Außendienst und Zentrale. Dies kann auch bedeuten, dass MSLs und Pharmareferenten enger zusammenarbeiten, um klare Zuständigkeitsbereiche und Kommunikationswege zu schaffen.
Ansatz Nr. 2: administrative Aufgaben delegieren und/oder optimieren
Den administrativen Aufwand zu reduzieren ist entscheidend, damit sich MSLs wieder stärker auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren können: den medizinisch-wissenschaftlichen Austausch mit medizinischen Fachkräften. Denkbare Maßnahmen sind daher die interne oder externe Delegation administrativer Aufgaben, die Einführung neuer oder die Optimierung bestehender Tools sowie die Verbesserung interner Prozesse. So könnten beispielsweise die Genehmigungsprozesse für die Teilnahme von HCPs an Aktivitäten an andere Funktionen delegiert oder bestehende Feedbacksysteme aus dem Außendienst benutzerfreundlicher gestaltet werden.
Ansatz Nr. 3: MSLs dabei unterstützen, ihre Kompetenzen auszubauen
Um MSLs für neue Herausforderungen zu rüsten, sind gezielte Weiterbildungen wichtig – insbesondere im Bereich digitaler Tools, aber auch in Methoden wie Projektmanagement und dem Zusammentragen und Analysieren wichtiger Informationen. Diese Kompetenzen müssen im Einklang mit den sich wandelnden Aufgabenprofilen und den Erwartungen des medizinischen Fachpersonals weiterentwickelt werden.
Durch die Veränderungen in ihrem Arbeitsumfeld sind MSLs heute oft nicht mehr in der Lage, ihre Rolle als medizinisch-wissenschaftliche Ansprechpartner im Außendienst effizient auszufüllen. Daher ist es an der Zeit, grundlegend über die Weiterentwicklung dieses Berufsbildes nachzudenken. Dabei lohnt sich ein Blick auf andere Akteure, um neue Maßnahmen zu entwickeln, Tools zu optimieren und über neue Prozesse, Methoden und Arbeitsweisen nachzudenken. Ziel sollte es sein, die wissenschaftliche Expertise der MSLs zu stärken und sie wieder näher an ihre Kernaufgabe heranzuführen: die Bereitstellung medizinischer und wissenschaftlicher Informationen für Fachkräfte im Gesundheitswesen.
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Über die Autorinnen,
Coline, Consultant in Alcimeds Healthcare Team in Frankreich
Céline, Project Manager in Alcimeds Healthcare Team in Frankreich