Initiative 1: erfolgreiche „Clean-Beauty“-Apps von digitalen Start-ups
Diese Anwendungen wurden von Entwicklern in Start-ups entwickelt, die erkannten, dass Transparenz bei Kosmetikprodukten ein Markt mit großem Potenzial ist. Beispiele hierfür:
- Yuka bewertet seit Juni 2018 zunächst Lebensmittel und nun auch Kosmetikprodukte. Die französische App arbeitet laut eigener Aussage mit Ernährungs- und Gesundheitsexperten zusammen und stützt sich bei ihren Bewertungen auf wissenschaftliche Daten von Organisationen wie der ANSM, ANSES, CSSC oder IARC. Jedes Produkt erhält je nach Zusammensetzung und Herkunft eine Punktzahl von 0 bis 100.
- Clean Beauty, 2017 von Officinea lanciert – einem wissenschaftlichen Team unter der Leitung einer promovierten Pharmazeutin und Kosmetologin – verfolgt einen rein edukativen Ansatz. Die App entschlüsselt die INCI-Liste der Inhaltsstoffe und stellt ein Glossar der wichtigsten Substanzen in der Kosmetikformulierung bereit.
Initiative 2: eine kollaborative „Clean-Beauty“-App als Drittanbieter-Initiative
Im März 2018 brachte die französische Verbraucherorganisation „Que Choisir“ die App QuelCosmetic auf den Markt. Diese setzt auf Interaktivität mit den Nutzern: Konsumenten können ein Foto eines noch nicht gelisteten Produkts einsenden, welches anschließend bewertet und zeitnah in die Datenbank aufgenommen wird. Die Einstufung der Inhaltsstoffe als bedenklich erfolgt auf Basis von Studien anerkannter und unabhängiger Institutionen.
QuelCosmetic informiert mithilfe von Piktogrammen und Farbkennzeichnungen – grün für sichere, rot für risikobehaftete Produkte. Darüber hinaus werden die Ergebnisse in Alterskategorien unterteilt: Erwachsene, Kinder/Jugendliche, Babys und Schwangere.
Initiative 3: Webplattformen mit markeneigenen Inhalten
Einige Hersteller setzen auf Eigeninitiative und stellen Informationen zu ihren Produkten über eigene Kanäle bereit:
- L’Oréal hat die Informationsplattform „At the heart of our products“ ins Leben gerufen. Dort sind für jeden Inhaltsstoff in L’Oréal-Produkten Angaben zu Herkunft, Verwendung, Links zu Studien sowie Erläuterungen zu etwaigen Kontroversen zu finden.
- Guerlain nutzt QR-Codes auf seinen Produkten, über die Nutzer direkt auf die Website der Marke gelangen und dort ergänzende Informationen erhalten.
Initiative 4: „saubere“ Produktangebote im Fachhandel
Händler greifen den Clean-Beauty-Trend auf und bieten Produktpaletten an, bei denen Transparenz im Vordergrund steht:
- Botimyst eröffnete in Paris ein Click-&-Collect-Geschäft mit rund 800 Produkten, die auf Basis einer von einem wissenschaftlichen Beirat vorab definierten Inhaltsstoff-Liste ausgewählt wurden. Diese Liste wird auch auf der Verkaufsseite deutlich hervorgehoben.
- Carrefour, in Partnerschaft mit Clean Beauty, bietet rund 3400 Produkte an, die 75 umstrittene Inhaltsstoffe ausschließen. Die Eigenmarke „Les Yeux Fermés“ hebt dabei die Kriterien der Produktauswahl besonders hervor.
Ob zur Information, Bildung oder Beruhigung – der „Clean-Beauty“-Trend ist eine Antwort auf das wachsende Bedürfnis nach Transparenz bei Kosmetikprodukten. Unterschiede in den Bewertungsmethoden sowie mögliche Unstimmigkeiten bei den zugrundeliegenden Daten führen jedoch dazu, dass die Ergebnisse je nach Initiative variieren oder ungenau sein können. Da es bisher keinen übergreifenden Standard oder eine Kontrolle durch akkreditierte Stellen gibt, sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher stets selber eine eigene Meinung auf Basis der verfügbaren Informationen bilden.
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Über die Autorin,
Sonia, Senior Consultant in Alcimeds Kosmetik- und Luxusteam in Frankreich
ANSM: National Agency for the Safety of Medicines and Health Products
ANSES: National Agency for Food, Environmental and Occupational Health Safety
CSSC: Scientific Committee on Consumer Safety
CIRC: International Agency for Research on Cancer