Kosmetik Branchenübergreifend

Neurokosmetik: Produkte, die mit unserem Gehirn kommunizieren

Veröffentlicht am 24 April 2025 Lesen 25 min

Auf der Suche nach einer immer besseren Wirksamkeit ihrer Produkte erforscht die Kosmetik- und Körperpflegebranche zunehmend das Feld der Neurowissenschaften – in der Hoffnung, disruptive Innovationen zu identifizieren und zu nutzen. Studien haben gezeigt, dass die direkte Anwendung eines Produkts auf der Epidermis den Zustand der Haut und ihre Schutzfunktion über das Nervensystem beeinflusst. Solche Produkte werden als Neurokosmetik bezeichnet. In diesem Artikel stellen wir das Konzept der Neurokosmetik sowie die neuesten Innovationen in Bezug auf Wirkstoffe und Produkte vor.

Neurokosmetik: Wenn die Haut mit dem Gehirn spricht

Beim Auftragen einer Creme wecken ihre Textur, ihr Duft und das Gefühl auf der Haut unsere Sinne. Studien – etwa vom Institute of Personal Care Science (Australien) und der Harvard Medical School (USA) – zeigen, dass die dabei ausgelösten Emotionen einen erheblichen Einfluss auf den Hautzustand haben, insbesondere auf ihre natürliche Schutzfunktion und ihre Fähigkeit, sich gegen äußere Einflüsse zu verteidigen.

Die Neurowissenschaften, die sich mit den Verbindungen zwischen Gehirn und Nervensystem befassen, sind für die Kosmetikbranche seit Langem von Interesse. So erforschen etwa die Teams von Lancôme bereits seit über zwanzig Jahren, wie das Gehirn auf Emotionen reagiert, die durch das Auftragen eines kosmetischen Produkts ausgelöst werden.

Heute geht es nicht mehr nur darum, mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen die Wirkung eines Produkts zu bewerten. Die aktuelle Forschung zielt auf die Entwicklung von Produkten ab, die die Kommunikation zwischen Nervensystem und Haut direkt stimulieren – und letztlich auch das Gehirn erreichen. Der Begriff „Neurokosmetik“ bezeichnet daher alle Produkte, die auf die Haut aufgetragen werden und direkt auf die Epidermis einwirken, die wiederum mit dem Nervensystem verbunden ist. Diese Wirkung kann beruhigend oder stimulierend sein, entzündungshemmend oder auf bestimmte Rezeptoren modulierend wirken.

Neue neuroaktive Wirkstoffe für die Neurokosmetik

Viele Akteure der Kosmetik- und Körperpflegebranche begeben sich derzeit auf eine Entdeckungsreise in das Feld der Neurowissenschaften.

So entwickelte beispielsweise das wissenschaftliche Team von Shiseido im Jahr 2018 eine Reihe von Feuchtigkeitsprodukten. Mit einer innovativen Textur auf Basis von Mikrosphären und einem Extrakt der japanischen Ashitaba-Pflanze verbessert die ReNeura-Technologie die Übertragung von Hautnervensignalen und blockiert die Effekte, die deren Funktion beeinträchtigen.

Anfang 2019 brachte Givaudan Sensityl auf den Markt, einen neuen kosmetischen Wirkstoff, der durch biotechnologische Forschung an Mikroalgen entstand. Dieser Wirkstoff hat eine sehr positive Wirkung auf die Stimmung und den allgemeinen Hautzustand, indem er auf das Mikrobiom und Hautentzündungen einwirkt.

Die von der Marke Greentech angebotene Wirkstoff ExpoZen ist ein pflanzenbasierter Wirkstoff, der die Haut vor Belastungen schützt, die mit neurosensorischen Störungen einhergehen. Der von Mibelle Biochemistry entwickelte Wirkstoff SensAmone P5 – der auf Forschungen zu den Eigenschaften von Seeanemonen-Gift basiert – beruhigt empfindliche und reaktive Haut. Sowohl ExpoZen als auch SensAmone P5 verdanken ihre beruhigenden und schützenden Eigenschaften der direkten Wirkung auf die Rezeptoren Substanz P und TRPV-1, die in der Neurowissenschaft eine wichtige Rolle spielen.

Der Wirkstoff Neuroguard von CODIF schützt die Nerven in der Haut, indem er die Kommunikation zwischen Neuronen und Fibroblasten erhält – eine Maßnahme gegen Hautalterung und bestehende Falten. Es werden sogar ganzheitliche Hautpflegeprogramme entwickelt, die Wirkstoffe mit neurokosmetischen und zellschützenden Wirkungen kombinieren – etwa das Hautverjüngungs-Pflegeprogramm Total Infinity von Casmara.

Ein unendliches Potenzial rund um Neurokosmetik

Die Wechselwirkungen zwischen unserem Nervensystem und unserer Haut sind äußerst komplex und bergen noch viele Geheimnisse. Die Haut enthält Schätzungen zufolge nicht weniger als 800.000 Neuronen, 11 Meter Nervenbahnen und etwa 200 sensorische Rezeptoren pro Quadratzentimeter. Ihre weitere Erforschung eröffnet neue Chancen für die Neurowissenschaften und Neurokosmetik.

Die wissenschaftlichen Fortschritte der Neurowissenschaften haben zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge zwischen Nervensystem, Gehirn und Hautgesundheit geführt. Aktive Inhaltsstoffe, die mit dem Gehirn kommunizieren, faszinieren die Forschungs- und Entwicklungsteams der Kosmetikindustrie. Diese erforschen weiter die Wirkung solcher Inhaltsstoffe über die Hautpflege hinaus und in Kombination mit medizinischen Behandlungen.


Über die Autorin, 

Elodie, Senior Consultant in Alcimeds Chemie- und Materialteam in Frankreich

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