Kosmetik

Natur- und Biokosmetik: 5 ungewöhnliche Anti-Aging-Pflanzen

Veröffentlicht am 28 Februar 2018 Lesen 25 min

Während der globale Kosmetikmarkt stetig wächst – mit jährlichen Wachstumsraten von etwa 3,5 % –, scheinen Natur- und Biokosmetika noch erfolgreicher zu sein: Für sie wird ein jährliches Wachstum von rund 10 % prognostiziert. Pflanzen sind ein unverzichtbarer Verbündeter in der Kosmetikindustrie und werden für die Rezepturen unserer Kosmetikprodukte immer wichtiger. Doch jenseits der pflanzlichen Inhaltsstoffe, die wir normalerweise in den Regalen unserer Drogerien finden – wie Aloe Vera, Sheabutter oder Arganöl –, rücken dank der neuesten Fortschritte in der Phytotherapie nun auch bislang unbekannte Pflanzen mit erstaunlichen Eigenschaften in den Fokus. Wir von Alcimed stellen in diesem Artikel fünf dieser Pflanzen und die Vorteile, die sie mit sich bringen, vor.

Eiskraut: 128 Chromosomensätze und ein neues Kryoextraktionsverfahren

Ursprünglich aus Südafrika stammend, wird Eiskraut (Mesembryanthemum crystallinum, auch Mittagsblume oder Sodapflanze genannt) feuchtigkeitsspendende und Anti-Aging-Eigenschaften zugeschrieben. Sie könnte helfen, Falten und Zellalterung zu bekämpfen, indem sie auf ein sehr spezifisches Protein in unserer Haut wirkt: das sogenannte mTor-Protein. Der Extrakt dieser Pflanze findet sich in der Produktlinie „Sérum Végétal“ von Yves Rocher und ist außerdem der Hauptwirkstoff in einer Pflegeserie für trockene und schuppige Haut der Marke Dr. Hauschka. Eiskraut gilt als das Chamäleon unter den Pflanzen – sie besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit, sich ihrer Umgebung anzupassen und unter extremen Bedingungen zu überleben. Das Geheimnis dieser Eigenschaften liegt in ihrem Karyotyp: Die Pflanze hat 128 Chromosomensätze, während die meisten Pflanzen nur zwei besitzen. Diese als Polyploidie bezeichnete Eigenschaft ermöglicht es ihr, sich kontinuierlich an ihre Umwelt anzupassen – sei es physiologisch, metabolisch oder sogar morphologisch. Um ihre Feuchtigkeit zu bewahren, bildet die Pflanze kleine Kristalle auf ihren Blättern, die als Wasserreservoir dienen. Um die Eigenschaften der Wirkstoffe bei der Ernte zu erhalten, hat Yves Rocher ein exklusives Kryo-Extraktionsverfahren bei -70 °C entwickelt und patentieren lassen.

Parakresse: der „Botox-Ersatz aus der Pflanze“

Biotulin® ist eine spektakuläre Creme, die dieselben Effekte wie Botox bietet – jedoch ohne die Nachteile. Es sind keine Injektionen nötig und es gibt kein Risiko eines „eingefrorenen Gesichts“. Die Wunderpflanze hinter Biotulin ist Acmella Oleracea, auch bekannt als Parakresse. Diese Pflanze ist Bestandteil mehrerer Anti-Falten-Produkte wie Merveillance® (Nuxe), Mystérieux Repulpant® (Garancia) oder Gatuline® Expression (Gattefossé). All diese Produkte sind leicht anzuwenden und werden als topische Gele vermarktet. Ganz neu ist Parakresse nicht – sie wird auf der Réunion und in Madagaskar schon lange als Nahrungsmittel und Heilpflanze genutzt. Sie ist sogar eine Zutat des madagassischen Nationalgerichts Romazava.

Parakresse besitzt entzündungshemmende und betäubende Eigenschaften, was sie zu einem wirksamen kosmetischen Aktivstoff macht. Sie wirkt der Gesichtsfaltenbildung entgegen – dank Spilanthol, einem betäubenden aliphatischen Amid, das direkt auf die spontanen Mikro-Kontraktionen der Hautzellen einwirkt. Durch ihre muskelentspannende Wirkung hilft die Parakresse somit, Falten und feine Linien sowohl vorbeugend als auch lindernd zu reduzieren – daher ihr Spitzname „pflanzliches Botox“.

Keimblatt: Begrenzung der Auswirkungen thermischer Schocks auf unsere Haut

Kalanchoe oder Keimblatt steht im Mittelpunkt der neuen Produktreihe Hydra-Essentiel von Clarins und ist Teil einer umfangreicheren Studie der Marke über die Auswirkungen thermischer Schocks auf die Hautfeuchtigkeit. Laut dieser Studie erleidet unsere Haut im Schnitt 17 thermische Schocks pro Tag. Diese plötzlichen Temperaturschwankungen schaden der Haut und beeinträchtigen ihre Fähigkeit zur Eigenbefeuchtung. Die Kalanchoe, von der madagassischen Bevölkerung in der traditionellen Medizin auch „Blume des Lebens“ genannt, ist in der Lage, trotz starker Temperaturschwankungen Wasser zu speichern und Trockenheit zu trotzen. Sie soll die negativen Effekte täglicher, wiederholter thermischer Schocks auf die Hautfeuchtigkeit ausgleichen, indem sie die Produktion von Hyaluronsäure fördert – einer schwammartigen Molekülstruktur, die in unserer Dermis vorkommt und das bis zu Tausendfache ihres Eigengewichts an Wasser speichern kann.

„Immortellen“: unverzichtbare Bestandteile natürlicher Anti-Aging-Produkte

Italienische Strohblumen – auch bekannt als „Immortellen“ – stehen seit der Entdeckung ihrer außergewöhnlichen Anti-Aging-Eigenschaften durch L’Occitane en Provence im Rampenlicht. Zwischen 2001 und 2013 meldete die Marke nicht weniger als fünf Patente in diesem Bereich an. Bekannt wurden die Pflanzen durch die Pflegeserie „Immortelle“ von L’Occitane, heute finden sie sich in zahlreichen Anti-Aging-Produkten (z. B. Léa Nature, So’Bio Étic…). Die Immortelle wächst ausschließlich im Mittelmeerraum (insbesondere auf Korsika) und trägt ihren Namen, weil sie auch nach dem Pflücken nicht verwelkt. Ursprünglich war sie bekannt für ihre stark abschwellende und blutergusshemmende Wirkung und wurde auch „Boxer-Öl“ genannt. Die korsische Helichrysum-Art unterscheidet sich von in anderen Regionen geernteten Varianten durch ihre überlegenen Anti-Aging-Eigenschaften – insbesondere aufgrund ihres außergewöhnlich hohen Gehalts an Nerylacetat, einem der wirksamsten Anti-Aging-Bestandteile ätherischer Öle.

Strandnarzisse: ein eher unbekannter Wirkstoff zur Bekämpfung von Pigmentflecken

Mehrere Marken – darunter Esenka, Cattier, So’Bio Étic, Melvita und Lierac – haben die Strandnarzisse in ihre Produktformeln zur Bekämpfung von Pigmentflecken aufgenommen. Diese Pflanze hilft bei der Bekämpfung von Hyperpigmentierung, also die Entstehung brauner Flecken infolge übermäßiger oder ungleichmäßiger Melaninbildung. Die Ursachen solcher Flecken sind vielfältig: Hautalterung, Sonneneinstrahlung oder hormonelle Schwankungen, insbesondere während der Schwangerschaft. Die Entstehung brauner Flecken wird sowohl durch zellulären Stress als auch durch epidermale Neuropeptide gefördert. Studien von Codif zeigen, dass die Strandnarzisse einen Wirkstoff enthält, der auf beiden Ebenen wirkt – durch Hemmung des POMC-Proteins (Proopiomelanocortin) sowie der melaninfördernden Effekte des Neuropeptids. Dies verringert die Synthese und den Transport von Melanin – was wiederum zu einer Reduktion der betroffenen Fläche und Intensität der Pigmentflecken führt.

„Produktinnovation ist ein zentrales Thema in der Kosmetikbranche. Für Natur- und Biokosmetik bedeutet das entweder die Extraktion neuer Moleküle – etwa durch neue Extraktionsverfahren – oder die Identifikation neuer Pflanzen, aus denen sich Wirkstoffe gewinnen lassen“, fasst Vincent Pessey, Projektleiter bei Alcimed, zusammen.

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