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Klimawandel in Frankreich: Zwei zentrale Herausforderungen, die durch den nationalen Anpassungsplan bewältigt werden sollen

Veröffentlicht am 16 Mai 2025 Lesen 25 min

Die Anpassung an den Klimawandel erfordert Voraussicht und strategisches Handeln. Um sich auf eine potenzielle Temperaturerhöhung von +2,7 °C im Jahr 2050 und +4 °C im Jahr 2100 vorzubereiten, wurde im März dieses Jahres in Frankreich der „Dritte Nationale Plan zur Anpassung an den Klimawandel“ präsentiert. Dieser 52 Maßnahmen umfassende Plan verfolgt das Ziel, bis 2028 Anpassungsstrategien systematisch in sämtliche Bereiche der öffentlichen Politik zu integrieren. In diesem Artikel beleuchten wir von Alcimed zwei zentrale Herausforderungen, die für die erfolgreiche Umsetzung entscheidend sind.

Herausforderung Nr. 1: Schutz der Bevölkerung

Schutz vor Natur- und Umweltgefahren

Extreme Wetterereignisse nehmen in Häufigkeit und Intensität zu: Überschwemmungen, Bodenhebungen und -senkungen, Küstenerosion, Waldbrände, alpine Gefahren, …

Um die Bevölkerung vor diesen neuen klimabedingten Risiken zu schützen, müssen Prävention und die Anpassung der betroffenen Regionen verbessert werden.

Ein Beispiel hierfür ist die Eindämmung der Auswirkungen der sogenannten Schrumpfung und Quellung von Tonböden, die Infrastrukturen und Gebäude destabilisieren. Der Anpassungsplan sieht dafür unter anderem die Verbesserung der Bodenanalyse und -kartierung, die Entwicklung von Stabilisierungstechniken sowie die Anpassung der Baupraktiken vor.

Außerdem sollen naturbasierte Lösungen – etwa durch den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten, Wäldern und Küsten – helfen, Überschwemmungen, Küstenerosion, urbane Hitzeinseln, Dürren oder Waldbrände zu bekämpfen.

Nicht zuletzt zielt der Plan auch darauf ab, Versicherungs- und Finanzsysteme neu zu denken, um Klimarisiken – insbesondere in Gebieten mit zunehmender Schadenshäufigkeit – wirksam abdecken zu können.

Sicherstellung angemessener Lebens- und Arbeitsbedingungen

Auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen müssen sich angesichts zunehmender Hitzewellen und weiterer klimatischer Belastungen verändern. Dazu gehört die Umgestaltung von Wohnraum, Gebäuden und städtischen Räumen – z. B. durch bessere Dämmung, reflektierende Materialien und Begrünung – sowie der Ausbau nachhaltiger Kühllösungen wie Geothermie, passive Belüftung oder urbane Kältenetze.

Der Plan sieht unter anderem vor, Arbeitsbedingungen für besonders betroffene Berufsgruppen und gefährdete Bevölkerungsgruppen anzupassen – etwa durch angepasste Arbeitszeiten zur Vermeidung extremer Hitze oder den Zugang zu temperiertem Wasser und effektiver Belüftung.

Schutz vor gesundheitlichen Risiken durch den Klimawandel

Der Klimawandel erhöht auch gesundheitliche Risiken – etwa durch häufigere und intensivere Hitzewellen, durch Schadstoffe bedingte Krankheiten oder durch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch Vektoren. Damit sind die Umweltgesundheit, aber auch die menschliche und tierische Gesundheit gefährdet.

Der Plan sieht deshalb u. a. eine verstärkte Überwachung neu auftretender Krankheiten und der Luftqualität vor sowie die Einrichtung von Warnsystemen bei erhöhtem Gesundheitsrisiko – etwa während Hitzeperioden.

Herausforderung Nr. 2: Anpassung der betroffenen Regionen und Sicherstellung wichtiger Infrastrukturen und Dienste

Stärkung der Kapazitäten von Kommunen und der regionalen Planung

Die Anpassung der betroffenen Regionen erfordert eine stärkere Berücksichtigung klimatischer Aspekte in der lokalen Politik.

Der Anpassungsplan stellt dafür präzise und aktuelle Klimadaten sowie technische und strategische Unterstützung bereit, damit Kommunen Klimaprojektionen in alle öffentlichen Planungsdokumente integrieren können. Diese Unterstützung leisten unter anderem regionale Klimagremien (GREC), die wissenschaftliche Expertise beisteuern – zusätzlich zur technischen Beratung durch staatliche Akteure wie ADEME, CEREMA oder BRGM.

Öffentliche Fördermittel sollen künftig verstärkt auf Projekte ausgerichtet werden, die die Resilienz betroffener Regionen stärken und zukünftige Klimarisiken berücksichtigen – insbesondere solche, die auf naturbasierte Lösungskonzepte setzen.

Zudem sollen technische Standards und Normen mit Klimabezug überarbeitet werden, damit diese auch das zukünftige Klima im Sinne einer nachhaltigen Anpassung berücksichtigen.


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Erhalt der Wasserressourcen

Eine resiliente und sparsame Nutzung der Wasserressourcen erfordert zunächst die Umsetzung des „Plan Eau“, also des separaten Plans für die Wassernutzung, der eine ausgewogene Nutzung zwischen Haushalten, Landwirtschaft, Industrie und den Schutz aquatischer Ökosysteme sicherstellen soll.

Dazu gehören die Förderung wassersparender landwirtschaftlicher Praktiken, die Wiederherstellung von Feuchtgebieten zur Grundwasseranreicherung und zur Milderung von Überschwemmungen. Generell sollen auf allen Ebenen die Wiederverwendung von Wasser gefördert und die Voraussetzungen für Meerwasserentsalzung geprüft werden. Erste Regelungen erlauben bereits eine flexiblere Nutzung von aufbereitetem Abwasser und Regenwasser – seit Anfang 2024 dürfen Unternehmen der Lebensmittelbranche behandeltes Abwasser zur Herstellung, Verarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln verwenden.

Gleichzeitig müssen Wasserengpässe antizipiert werden – durch ein vorausschauendes Management mit Echtzeitsteuerung und durch Anpassung öffentlicher Maßnahmen sowie des Nutzerverhaltens. Eine Schlüsselmaßnahme ist die flächendeckende Einführung langfristiger Planungsinstrumente wie die Rahmenpläne für die öffentliche Trinkwasserversorgung (SDAEP).

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Sicherstellung der Resilienz wichtiger Dienste

Um resilient zu bleiben, müssen wichtige Dienste auch bei extremen Klimaereignissen zuverlässig funktionieren.

Der Plan sieht z. B. vor, das Energiesystem resilient zu gestalten, um Stromausfälle zu vermeiden. Dazu gehören die Risikobewertung für Erzeugung, Transport und Verteilung von Energie sowie der Ausbau der entsprechenden Infrastrukturen. Ziel ist eine widerstandsfähige Stromerzeugung aus Kernkraft, Wasserkraft, Wind- und Solarenergie sowie eine Bewertung der „verwundbaren“ Punkte im Öl- und Gassektor und der entsprechenden Logistik.

Auch die Anpassung von Straßen-, Schienen- und Luftverkehrsinfrastrukturen ist geplant, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Überschwemmungen, Hitze und extremen Wetterereignissen zu stärken. Entsprechende Vulnerabilitätsanalysen laufen bereits.

Weitere zentrale Themen des Plans sind die Sicherstellung der Kontinuität der Schulbildung und Kinderbetreuung – inklusive spezieller Prozesse und Schulungen für das pädagogische Personal – sowie die Resilienz elektronischer Kommunikationsdienste. Dazu gehört die Bewertung der Anfälligkeit von Telekommunikationsnetzen und Rechenzentren. Und nicht zuletzt erfordert das steigende Gesundheitsrisiko durch den Klimawandel eine Neugestaltung und Anpassung des Gesundheitssystems zur besseren Prävention.

Diese beiden Herausforderungen – der Schutz der Menschen sowie die Resilienz von betroffenen Regionen, Infrastrukturen und wichtigen Diensten – sind zentrale Hebel, um sich an den Klimawandel anzupassen. Der Plan sieht außerdem Analysen, Konsultationen und Studien zur Anpassung menschlicher Aktivitäten, zum Schutz des Natur- und Kulturerbes sowie zur Mobilisierung aller gesellschaftlichen Akteure vor.

Angesichts der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist Anpassung unumgänglich. Gemeinsame Initiativen, die auf allen Ebenen greifen, können dabei helfen, betroffen Regionen, Infrastrukturen und unsere Lebensweise an die neuen Realitäten anpassen – für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft.

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Über den Autor, 

Sébastien, Project Manager in Alcimeds Energie-, Umwelt- und Mobilitätsteam in Frankreich

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