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Chronische Nierenerkrankung: ein ungedeckter Bedarf an früher Diagnose und Behandlung

Veröffentlicht am 24 Juni 2020 Lesen 25 min

Die Zahl der Menschen, die an chronischer Nierenerkrankung leiden, nimmt stetig zu. Heute wissen wir beispielsweise, dass etwa 40 % der Diabetespatienten eine chronische Nierenerkrankung entwickeln – das entspricht derzeit rund 160 Millionen Betroffenen weltweit. Diese Zahl dürfte weiter steigen, da auch die Prävalenz von Diabetes in den kommenden Jahren zunehmen wird.

Trotz dieser alarmierenden Entwicklung bleiben viele Fälle von chronischer Nierenerkrankung unerkannt, was für die Patienten schwerwiegende Folgen hat. Wie kann das sein? Welche Auswirkungen hat das auf die Betroffenen – und welche Möglichkeiten gibt es, die Situation künftig zu verbessern?

Was ist eine chronische Nierenerkrankung?

Normalerweise filtern die Nieren Abfallstoffe und überschüssiges Wasser aus dem Blut und scheiden diese über den Urin aus. Darüber hinaus spielen sie eine wichtige Rolle bei der Produktion von Vitamin D sowie bei der Bildung von Hormonen, die die Bildung roter Blutkörperchen und den Blutdruck regulieren.

Bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (engl. chronic kidney disease, CKD) sind die Nieren geschädigt und können das Blut nicht mehr in ausreichendem Maße filtern. Die Nierenfunktion nimmt dabei über Monate bis Jahre allmählich ab. Im Endstadium kann CKD zum vollständigen Nierenversagen führen – dann sind regelmäßige Dialysen oder sogar eine Nierentransplantation erforderlich.

Die chronische Nierenerkrankung gilt als sogenannter „Krankheitsmultiplikator“: Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko, zusätzliche Begleiterkrankungen zu entwickeln – darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Retinopathien, Lebererkrankungen, Bluthochdruck und eine verminderte Knochengesundheit. Ein entscheidender Grund für die häufige Nichtdiagnose sowohl der CKD als auch ihrer Begleiterkrankungen ist das geringe Bewusstsein für die Erkrankung – sowohl bei Patienten als auch im medizinischen Umfeld.

Die Auswirkungen der chronischen Nierenerkrankung

Mit einer alternden Weltbevölkerung und der zunehmenden Verbreitung von Adipositas ist zu erwarten, dass die Zahl der CKD-Patienten weiter steigen wird. Chronische Nierenerkrankungen und deren Folgeerscheinungen haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Studien zeigen, dass diese Lebensqualität über alle Krankheitsstadien hinweg abnimmt. Die Belastungen durch CKD – etwa durch Einschränkungen im sozialen Leben, verringerte Vitalität und psychische Belastungen – sind oft gravierend und beeinträchtigen das Leben der Patienten stark.

Zudem stellt der zunehmende Anteil an CKD-Betroffenen eine ernstzunehmende wirtschaftliche Herausforderung für die Gesellschaft dar. Die medizinischen Kosten umfassen nicht nur die Diagnostik und Behandlung der CKD selbst, sondern auch die Behandlung der zahlreichen Begleiterkrankungen. Hinzu kommen erhebliche Produktivitätsverluste – sowohl bei den Patienten als auch deren Angehörigen – durch Arbeitsausfälle und vorzeitige Todesfälle. Während sich die jährlichen Kosten für einen CKD-Patienten in den frühen Stadien auf rund 20.000 USD belaufen, steigen sie in den späteren Stadien exponentiell auf über 120.000 USD pro Jahr.

Ein ungedeckter Bedarf an früher Diagnose und gezielter Therapie

Obwohl mehr als 60 % der Patienten mit CKD zusätzlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, wird lediglich bei etwa 12 % von ihnen auch tatsächlich eine CKD diagnostiziert. Zudem erfolgt die Diagnose häufig zu spät, um schwerwiegende gesundheitliche Folgen noch verhindern zu können. Dabei ließe sich das Fortschreiten der Erkrankung durch eine frühzeitige Erkennung deutlich verlangsamen oder sogar verhindern. Mögliche Maßnahmen umfassen Tabakprävention, Förderung körperlicher Aktivität und gezielte Beratung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Zwar gibt es Behandlungen, die auf die Symptome der CKD abzielen, jedoch stehen derzeit noch keine Therapien zur Verfügung, die die Ursachen der Erkrankung gezielt bekämpfen. Angesichts der stetig wachsenden Patientenzahl wird der Bedarf an solchen ursächlichen Therapien immer dringlicher.

Um die Versorgung von CKD-Patienten langfristig zu verbessern, sind daher insbesondere eine frühzeitige Diagnostik, regelmäßige Kontrolluntersuchungen sowie die Entwicklung neuer medikamentöser Therapien entscheidend.

Der Schlüssel liegt in einem erhöhten Bewusstsein für die chronische Nierenerkrankung und deren bisher ungedeckten Bedarf an früher Diagnose und ursächlicher Therapie. Ein stärkeres Bewusstsein wird die Aufmerksamkeit von medizinischen Fachkräften auf das Thema lenken und so die Chance auf frühere Diagnosen erhöhen. Zudem wird dadurch der dringende Bedarf an neuen, gezielten Medikamenten deutlich – und damit auch der Anreiz für den Markt, in innovative Therapieansätze zu investieren. Wir von Alcimed werden diesen bedeutenden und dynamischen Markt weiterhin aufmerksam für Sie beobachten!


Über die Autorin, 

Hannah, Consultant in Alcimeds Life Sciences Team in Deutschland

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