Wie der Klimawandel unsere Gesundheit beeinflusst
Laut dem Lancet Countdown Bericht zu Klimawandel und Gesundheit gibt es 15 Kennzahlen zur Messung der Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit. Diese lassen sich in vier Kategorien unterteilen: hitzebedingte Gesundheitsfolgen, extreme Wetterereignisse, veränderte Muster bei Infektionskrankheiten sowie Auswirkungen auf die Ernährung.
Steigende Temperaturen können Hitzestress verursachen – dieser kann zu Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und sogar zum Tod führen. Zudem belastet er das Herz-Kreislauf- und Atemwegssystem sowie die Nieren. Hitzebedingte Entzündungen können chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) verschlimmern und sogar chronische Nierenerkrankungen auslösen – bislang sind bereits über 26 Millionen Fälle dokumentiert. Hitzewellen führen außerdem zu einem Anstieg der Infektionen mit dem West-Nil-Virus.

Abbildung 1: Anzahl der Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen, die auf Hitzestress zurückzuführen sind, im Jahr 2020.
Extreme Wetterereignisse – insbesondere Überschwemmungen – führen vermehrt zu Wasserverunreinigungen. Eine Studie zu wasserbürtigen Infektionskrankheiten im Zusammenhang mit Stürmen in den USA zeigte einen Anstieg von Legionellose, Infektionen mit E. coli und Kryptosporidiose nach starken Regenfällen. Zudem breiten sich durch steigende Wassertemperaturen Vibrio-Bakterien in höhere Breitengrade aus, was das Risiko für kontaminierte Meeresfrüchte bis in die Ostsee hinein erhöht.
Auch andere Infektionskrankheiten nehmen mit den steigenden Temperaturen zu. Diese sogenannten vektorübertragenen Krankheiten – durch Mücken oder Zecken verbreitet – werden durch die globale Erwärmung in neue Regionen getragen. Krankheiten wie Dengue, Zika und Borreliose (Lyme-Borreliose) dringen so in bisher nicht betroffene Gebiete vor. Luftverschmutzung, ausgelöst durch Brände und Dürren, nimmt ebenfalls zu. Diese Luftbelastung fördert Entzündungsreaktionen, die – wenn sie nicht kontrolliert werden – zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen beitragen können.
Besonders sichtbar ist die Ausbreitung von Zecken und Mücken in neue Regionen, die zu einem entsprechenden Anstieg vektorübertragener Krankheiten wie Dengue und Borreliose führt.
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Gibt es einen Impfstoff dagegen?
Für viele vektorübertragene Krankheiten sind Impfstoffe grundsätzlich eine realistische Option. Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus sind beispielsweise bereits im Veterinärbereich im Einsatz. Auch Phase-II-Studien am Menschen – insbesondere die von Sanofi – waren vielversprechend. Doch stellen groß angelegte Phase-III-Studien derzeit noch ein zentrales Hindernis für die Marktzulassung solcher Impfstoffe dar. Es braucht innovativere Studiendesigns, um solche Impfstoffe schneller verfügbar zu machen und so die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern.
Für Dengue und Borreliose gibt es bereits positivere Entwicklungen. Der von Takeda entwickelte Dengue-Impfstoff Qdenga wurde 2024 zugelassen und kam bereits in Brasilien bei einem massiven Dengue-Ausbruch zum Einsatz – die gesamte Produktion der ersten zwei Jahre wurde dafür aufgebraucht. Dies wirft interessante politische Fragen auf: Sollten infektiöse Bedrohungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel Teil der Pandemie-Vorsorgestrategien werden, die im Zuge der COVID-19-Pandemie entwickelt wurden?
Ein Impfstoff gegen Borreliose, der gemeinsam von Valneva und Pfizer entwickelt wird, befindet sich derzeit in Phase-III-Studien und könnte bereits 2026 zugelassen werden. Die Studien finden in den USA und Europa statt – dort, wo Borreliose besonders verbreitet ist. Impfstoffentwickler und Gesundheitsbehörden sollten gemeinsam überlegen, welche weiteren Impfstoffe im Hinblick auf klimabedingte Veränderungen in Infektionsmustern oder Krankheitslasten sinnvoll und notwendig wären.
Können wir durch den Klimawandel verursachte Gesundheitsschäden rückgängig machen?
Für viele, die bereits an durch klimabedingte Entzündungen ausgelösten Autoimmunerkrankungen leiden, ist der Schaden bereits eingetreten. Dennoch können Impfstoffe auch hier Linderung verschaffen. Eine neue Art von therapeutischen Impfstoffen – sogenannte „inverse Impfstoffe“ – steht in den Startlöchern. Sie könnten Autoimmunerkrankungen umkehren, indem sie gezielt die fehlgeleiteten Immunreaktionen ausschalten, die die Krankheit verursachen.
Der erste Machbarkeitsnachweis dieser innovativen Technologie liegt bereits über 15 Jahre zurück. Aktuell erlebt sie ein Comeback – namhafte Unternehmen wie Pfizer, Bristol Myers Squibb, Novartis, Roche und Boehringer Ingelheim investieren bereits in diesen Bereich.
Wir bei Alcimed begleiten Sie gerne dabei, herauszufinden, wie Impfstoffe und andere Therapien Ihre F&E-Pipeline und Investitionsstrategie im Kontext des Klimawandels beeinflussen könnten. Kontaktieren Sie unser Team.
Über die Autorin,
Danna, Great Explorer in Infektiologie und Immunologie in Alcimeds Life Sciences Team in Frankreich