Agrar- und Ernährungswirtschaft

3 Herausforderungen für die Insektenzucht in der Landwirtschaft

Veröffentlicht am 03 Juli 2025 Lesen 25 min

Insekten sind in den letzten Jahren voll im Trend, was sich am Erfolg internationaler Start-ups, außergewöhnlichen Finanzierungsrunden und der Erteilung von Zulassungen für den menschlichen Verzehr zeigt. Insekten bieten nicht nur ernährungsphysiologische Vorteile, sondern auch eine nachhaltigere Produktionsweise: Es werden weniger Ressourcen wie beispielsweise Wasser benötigt und weniger Treibhausgasemissionen verursacht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat den Verkauf von Insekten für den menschlichen Verzehr genehmigt, was darauf hindeutet, dass Insektenproteine bald auf unseren Tellern landen könnten. Hier sind drei Herausforderungen, denen sich die Insektenzuchtbranche stellen muss.

Herausforderung Nr. 1: den Planeten ernähren und gleichzeitig das Versprechen einer verantwortungsvollen Landwirtschaft einhalten

Ziel der Insektenzucht ist es, hochwertige Proteine mit deutlich geringerem Umweltfußabdruck als bei anderen tierischen Proteinen zu produzieren. Dies ist das Versprechen vieler Akteure der Branche. Allerdings zweifeln einige Studien die geringeren Umweltauswirkungen von Insektenmehl im Vergleich zu Fischmehl oder pflanzlichen Proteinen an. Diese Untersuchungen basieren jedoch auf Pilotanlagen. Die Branche steht daher vor der Herausforderung der Skalierung und Optimierung, um mehr mit einer geringeren Umweltbelastung zu produzieren.

Außerdem muss die Insektenzuchtbranche in der Lage sein, ausreichend große Mengen zu produzieren, um mit den derzeitigen tierischen Proteinen konkurrieren zu können. Weltweit wird geschätzt, dass alle Marktteilnehmer bis 2030 insgesamt 30 Millionen Tonnen produzieren können. Zum Vergleich: Die jährliche Fleischproduktion ist etwa zehnmal so hoch. Die Produktion im großen Maßstab ist nach wie vor ein Hemmnis für die Entwicklung der Branche, obwohl einige große Akteure bereits großflächige Zuchtanlagen errichten. So zum Beispiel Ynsect und InnovaFeed, zwei französische Vorreiter-Unternehmen. Ynsect hat eine hochmoderne Vertikalfarm entwickelt, die künstliche Intelligenz und Robotik nutzt.

Innovationen wie Automatisierung und künstliche Intelligenz könnten eine großflächige Entwicklung der Insektenzucht in der Landwirtschaft ermöglichen.

Herausforderung Nr. 2: Risiken der intensiven Insektenzucht vorbeugen

Mit der Zunahme von Insektenfarmen treten die ersten Risiken der Intensivhaltung deutlich zutage. Dazu gehören Gesundheitsprobleme. Wie bei jeder Intensivhaltung breiten sich Krankheiten durch die enge Nähe der Tiere sehr schnell aus. In den Niederlanden musste man dies bereits schmerzhaft erfahren, als ein Virus einen Großteil der Population einer Grillenfarm vernichtete.

Auch Tierschutzfragen gewinnen an Bedeutung. Die Insektenzucht sollte den Tierschutzprinzipien entsprechen, doch ist es schwierig, Standards festzulegen, da die meisten Studien sich bisher auf Rinder, Schweine oder Geflügel konzentrieren. Branchenakteure wie InnovaFeed beschäftigen sich bereits mit diesem Thema. Die Start-up kommuniziert, dass sie bestrebt sind, Umweltbedingungen zu schaffen, die dem natürlichen Lebensraum der Insekten möglichst nahekommen. So sollen Risiken durch Krankheiten, Stress und Umweltbedingungen minimiert werden, um die notwendige Produktivität sicherzustellen und tierische Proteine zu produzieren, die von den Verbrauchern besser akzeptiert werden.


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Herausforderung Nr. 3: kulturelle Barrieren rund um die Insektenzucht überwinden

Die Entomophagie-Branche (Nutzung von Insekten als Nahrungsmittel) hebt den ernährungsphysiologischen Wert von Insekten hervor: Sie enthalten 50 g Protein pro 100 g Trockenmasse (verglichen mit 40 g bei Rindfleisch), alle 9 essenziellen Aminosäuren, Ballaststoffe sowie Vitamine und Mineralstoffe. Warum essen wir also noch keine Insekten? Tatsächlich konsumieren bereits rund 2 Milliarden Menschen Insekten, vor allem in Asien, Afrika und Südamerika. In Europa und Nordamerika hingegen, wo die größten Verbraucher tierischer Proteine leben, besteht eine große Abneigung gegen den Verzehr von Insekten.

Dennoch verkaufen einige Akteure bereits Insektenprodukte, wie etwa Jimini’s, die Insekten als Aperitif vermarkten und vor allem experimentierfreudige Verbraucher ansprechen. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Vegetarier besonders offen für den Verzehr von Insekten sind, da sie eine nachhaltige Proteinquelle darstellen und ökologische Herausforderungen adressieren.

Um die geringe Attraktivität von Insekten bei Verbrauchern auszugleichen, bringt die Branche bereits neue Anwendungen auf den Markt, etwa die Einbindung von Insektenmehl in pflanzliche Burger. Manche richten ihr Marketing auch auf Sporternährung aus, um die ernährungsphysiologischen Vorteile von Insekten hervorzuheben. Außerdem sind viele Verbraucher eher bereit, Insekten in der Ernährung von Haustieren oder Nutztieren zu akzeptieren, was ebenfalls vielversprechende Märkte sind.

Die Insektenzucht, sei es für den menschlichen oder tierischen Verzehr, entwickelt sich rasant. Für die Akteure der Branche ist es wichtig, die zukünftigen Herausforderungen und Fragestellungen zu verstehen, um ihr Geschäft nachhaltig auszubauen. Themen wie Intensivierung, Tierschutz und Krankheitsrisiken sollten frühzeitig angegangen werden, und die Betriebe müssen gegenüber den Verbrauchern transparent auftreten. Wir von Alcimed begleiten Sie gerne dabei, diese Herausforderungen zu meistern. Kontaktieren Sie unser Team!


Über die Autorin, 

Ludivine, Consultant in Alcimeds Agrar- und Ernährungsteam in Frankreich

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