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Wie kann Ernährung die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern?

Veröffentlicht am 02 Juli 2025 Lesen 25 min

Es ist mittlerweile erwiesen, dass die Ernährung einen Einfluss auf die Entstehung bestimmter Krebsarten hat. Einige Nahrungsmittel gelten als mögliche Auslöser für die Krebsentstehung, während andere eine schützende Wirkung haben und der Entwicklung von Krebs vorbeugen können. Doch nicht nur in der Prävention spielt Ernährung eine wichtige Rolle – auch nach der Krebsdiagnose kann sie wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Studien zeigen, dass eine angepasste Ernährung während einer Krebstherapie zu besseren Behandlungsergebnissen und einer höheren Lebensqualität führt. Dennoch mangelt es in vielen Teilen Europas an einem flächendeckenden Zugang zu spezialisierter und individuell abgestimmter Ernährungstherapie für Krebspatienten. Wir von Alcimed möchten das Bewusstsein für dieses Thema schärfen und in diesem Artikel die wichtigsten Gründe teilen, warum Ernährung die Lebensqualität von Krebspatienten positiv beeinflussen kann.

Ein enger Zusammenhang zwischen Krebs und Mangelernährung

Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und allgemeiner Appetitverlust sind häufige Nebenwirkungen bei Krebspatienten während und nach der Behandlung. Diese Symptome führen dazu, dass sich der Ernährungszustand der Patienten verschlechtert (Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust), wodurch das Risiko für eine Mangelernährung deutlich steigt. Ein schlechter Ernährungszustand führt oft zu einer verringerten Ansprechrate oder Verträglichkeit der Behandlung, und Mangelernährung hat einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität.

Darüber hinaus wirkt sich der Ernährungszustand auch auf andere Aspekte aus, wie etwa Depressionen oder den Rückzug aus sozialen Kontakten. Ein starker Gewichtsverlust erinnert Patienten ständig an ihre Krankheit und belastet sie zusätzlich emotional.

Gewichtsverlust während der Krebstherapie ist jedoch nicht ausschließlich auf die Behandlung zurückzuführen. Auch physiologische Veränderungen durch den Tumor selbst oder die Reaktion des Körpers auf den Tumor können eine Rolle spielen.

Eine angepasste Ernährung hilft, die Nebenwirkungen von Krebstherapien zu lindern

Um Mangelernährung zu vermeiden, werden gesunde Essgewohnheiten während und nach der Behandlung empfohlen. Zahlreiche Studien belegen die positiven Effekte einer guten Ernährung auf Infektionsraten, Sterblichkeit und Nebenwirkungen. Die Empfehlungen der behandelnden Ärzte oder spezialisierter Ernährungsberater kann für Patienten sinnvoll sein – zum Beispiel durch die Ergänzung der Ernährung mit hochkalorischen oder eiweißreichen Produkten, um eine ausreichende Versorgung mit Mikro- und Makronährstoffen sicherzustellen. Unternehmen wie Danone Medical Nutrition und Fresenius Kabi entwickeln solche hochkalorischen Produkte zur diätetischen Unterstützung.


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Neben diesen industriell hergestellten Produkten gibt es eine Vielzahl an hilfreichen Tipps und Tricks, wie Ernährung und Essverhalten die Nebenwirkungen von Krebs und Krebstherapien lindern können. Viele Verbesserungen lassen sich bereits durch eine Änderung des Essverhaltens erzielen – z. B. durch kleinere Mahlzeiten oder den Verzehr von milden oder kalten Speisen. Auch die Konsistenz der Nahrung (z. B. flüssig vs. fest) kann dabei eine Rolle spielen.

Darüber hinaus können bestimmte Lebensmittel gezielt eingesetzt werden, um Symptome zu lindern – beispielsweise Ingwer, der für seine antiemetische Wirkung bekannt ist; Haferflocken, die aufgrund ihres neutralen Geschmacks und ihrer cremigen Konsistenz bei Symptomen wie Mundschleimhautentzündungen oder trockenem Mund empfohlen werden; oder Kurkuma, dem in Zusammenhang mit Krebstherapien positive Eigenschaften nachgesagt werden.

Eine personalisierte ernährungsmedizinische Unterstützung trägt zur Verbesserung der Lebensqualität bei

Da jeder Patient unterschiedliche Bedürfnisse hat und unterschiedlich auf Behandlungen reagiert, ist eine gezielte ernährungsmedizinische Betreuung dringend zu empfehlen. Diese sollte individuell angepasst werden – an den jeweiligen Ernährungszustand, den Gesundheitszustand allgemein, den Behandlungsplan und die angestrebten Therapieziele. Eine „One-size-fits-all“-Lösung gibt es hier nicht.

Idealerweise beginnt eine solche Ernährungstherapie mit einer umfassenden Bewertung des Ernährungszustands der Patienten, gefolgt von einer individuellen Ernährungsberatung, Nahrungsergänzung oder (par-)enteralen Ernährung – je nach Bedarf. Zur Beurteilung des Ernährungszustands und des Risikos einer Mangelernährung bei Krebspatienten können verschiedene Screening-Tools eingesetzt werden. Das US-amerikanische National Cancer Institute erkennt die Rolle von Ernährungsberatern als wichtigen Teil des onkologischen Behandlungsteams an, die einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten haben können.

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Vielversprechende neue ernährungsmedizinische Ansätze, die noch weiter erforscht werden müssen

Mehrere ernährungsbezogene Ansätze zur Unterstützung der Krebstherapie rücken zunehmend in den Fokus, müssen aber noch weiter wissenschaftlich belegt werden. Dazu zählt beispielsweise die ketogene Diät – eine kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung. Die Idee dahinter: Der Blutzuckerspiegel wird gesenkt, Krebszellen werden dadurch „ausgehungert“, während gesunde Zellen sich an den neuen Zustand der Ketose anpassen können.

Ein weiterer Ansatz ist das Kurzzeitfasten, das die Krebszellen möglicherweise anfälliger für Angriffe durch Immunzellen macht. Die Hypothese: Eine Fasten-ähnliche Diät könnte die Krebszellen schwächen und sie empfindlicher gegenüber einer Chemotherapie machen.

Auch das Mikrobiom im Darm hat sich als entscheidender Faktor bei der Krebsentwicklung, der Wirksamkeit von Therapien und den Nebenwirkungen herausgestellt. Sollten sich aktuelle Ansätze zur gezielten Modulation des Mikrobioms als praktikabel und wirksam erweisen, könnte dies einen völlig neuen Weg in der Krebstherapie eröffnen und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern.

Diese neuen Ernährungsansätze sind vielversprechend, doch es bedarf weiterer Belege, um ihre Anwendbarkeit, Wirksamkeit und Sicherheit in der klinischen Praxis zu beurteilen.

Ein gutes Leben trotz Krebserkrankung erfordert eine gezielte Ernährung, die auf die individuellen Bedürfnisse des einzelnen Patienten abgestimmt sein sollte. Wie wir gesehen haben, kann Ernährung eine zentrale Rolle dabei spielen, die Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen zu verhindern und zu lindern – und damit zu einem wichtigen Baustein für die Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten werden.

Bei Alcimed sind wir überzeugt, dass Programme zur ernährungsmedizinischen Unterstützung bereits zum Zeitpunkt der Diagnose genutzt werden sollten – unabhängig vom Stadium der Erkrankung und bei allen Krebsarten. Wir halten Sie über die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich auf dem Laufenden.


Über die Autoren, 

Volker, Great Explorer Oncology, und Diane, Senior Consultant in Alcimeds Life Sciences Team in Deutschland

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