Data - KI Luftfahrt, Raumfahrt, Verteidigung

Das Metaversum: Die Herausforderungen dieser neuen virtuellen Welt

Veröffentlicht am 01 März 2022 Lesen 25 min

Das Metaversum bezeichnet eine virtuelle Welt, in der mehrere reale Personen mithilfe spezieller Geräte oder Sensoren miteinander in Kontakt treten und interagieren können. Es erinnert ein wenig an immersive Videospiele, bei denen die Spieler Virtual-Reality-Headsets, vernetzte Handschuhe usw. nutzen, um Bewegungen nachzuverfolgen. Doch damit endet der Vergleich auch schon. Tatsächlich geht das Metaversum in der Nutzererfahrung deutlich weiter – insbesondere in drei Aspekten, die Alexandre Savin, Direktor unserer Business Unit Luftfahrt-Raumfahrt-Verteidigung, hier beschreibt.

Die Immersion in das Metaversum soll intuitiv und ortsunabhängig möglich sein

Zukünftig werden voraussichtlich vernetzte Brillen, die im Alltag getragen werden, zum Einsatz kommen. Derzeit ermöglichen jedoch weiterhin Virtual-Reality-Headsets oder Computermonitore (für eine sanftere Immersion) den Zugang zu dieser Welt. Wichtig ist, dass das Konzept des Metaversums sich von dem der erweiterten Realität (Augmented Reality) unterscheidet – auch wenn manche beides miteinander verknüpfen. Augmented Reality blendet virtuell gespeicherte Informationen in die reale Welt ein, während das Metaversum eine vollständig virtuelle Welt darstellt.

Das Metaversum enthält Projektionen oder Abbilder der realen Welt

So ist es beispielsweise möglich, eine exakte Nachbildung des eigenen Hauses im Metaversum zu erschaffen. In diesem Sinne lässt sich das Metaversum auch mit dem Konzept des „Digital Twin“ (digitaler Zwilling) verbinden – also einer digitalen Kopie, die das genaue Funktionieren ihres realen Pendants abbildet. Heutzutage werden digitale Zwillinge genutzt, um komplexe Maschinen wie Flugzeugtriebwerke für die vorausschauende Wartung oder ganze Systeme zur Optimierung des Betriebs einer Fabrik zu simulieren.

Mehrere Personen können denselben Metaversum-Raum betreten und virtuell interagieren

Das Metaversum eröffnet eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Naheliegend sind jene im Bereich Unterhaltung – etwa gemeinsam mit Freunden ein virtuelles Spiel in einer digitalen Nachbildung eines der Teilnehmerhäuser zu spielen, während alle physisch zuhause sind. Darüber hinaus gibt es auch Anwendungsideen, die den Alltag oder das Berufsleben erleichtern sollen.

Beispielsweise könnte es folgende Anwendungsbeispiele geben:

  • Im Supermarkt – wenn man nicht mehr weiß, ob noch Milch zuhause ist – kann man dank vernetzter Brille in die virtuelle Kopie des eigenen Hauses eintreten, den Kühlschrank öffnen und überprüfen, ob etwas fehlt.
  • Vom Büro oder sogar von zuhause aus kann man sich durch die eigene Fabrik bewegen, um zu kontrollieren, ob alles reibungslos läuft. Im Fall eines Problems kann man an der defekten Maschine arbeiten – und ein Roboter in der realen Fabrik wird die Bewegungen in Echtzeit ausführen.

Tatsächlich ist es heute so, als würde man in den 1970er-Jahren versuchen, sich alle Anwendungsmöglichkeiten des Internets vorzustellen!

Warum gerade jetzt?

Die Möglichkeit, in virtuelle Welten einzutauchen, existiert schon seit mehreren Jahren. Warum also erlebt das Metaversum gerade jetzt einen derartigen Hype? Mark Zuckerberg hat mit der Umbenennung seines Unternehmens von „Facebook“ zu „Meta“ maßgeblich zur aktuellen Begeisterung für dieses Konzept beigetragen. Doch auch andere Akteure – ganz unabhängig von dieser digitalen Welt – haben inzwischen in das Metaversum investiert. Beispiele sind Unternehmen aus dem Einzelhandel wie Adidas oder Hyundai, aber auch öffentliche Einrichtungen wie die Stadt Seoul, die Verwaltungsdienstleistungen im Metaversum anbieten möchte.

Der erste Grund dafür liegt ohne Zweifel im technologischen Fortschritt (vernetzte Brillen, 5G usw.), der es Unternehmen ermöglicht hat, marktreife Produkte zu entwickeln. Die Akteure in diesem Bereich haben heute genug Vertrauen, um die Markteinführung neuer Lösungen anzukündigen. Mit zunehmender Reife, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit dieser Technologien besteht kaum noch Zweifel an ihrem Potenzial – was Entscheidungsträger zur Investition motiviert.

Der zweite Grund ist die gestiegene Akzeptanz virtueller Interaktionen durch Verbraucher. Die COVID-19-Pandemie hat viele gesellschaftliche Gewohnheiten verändert, darunter die verstärkte Nutzung von Homeoffice und digitalen Tools wie Videokonferenzen oder virtuellen Kollaborationsplattformen. Die Akzeptanz virtueller Welten ist heute deutlich höher als vor der Pandemie.

3 zentrale Herausforderungen für den Erfolg des Metaversums

1. Interoperabilität sicherstellen

Ein großer Fortschritt des Metaversums wäre die Schaffung EINER virtuellen Welt, in der man sich trifft und verschiedene Aktivitäten gemeinsam erleben kann (Spiele, Filme, Arbeit usw.). Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass es nur ein einziges Metaversum geben wird – denn Mark Zuckerberg ist nicht der Einzige, der in dieses Feld investiert!

Wie also wird man in Zukunft mit verschiedenen Metaversen (Facebook, Microsoft, Apple usw.) umgehen? Muss man sich bei mehreren Plattformen anmelden, um mit verschiedenen Freundesgruppen zu interagieren? Wird unterschiedliches Equipment nötig sein, um in jedes Metaversum einzutauchen? Oder wird es möglich sein, sich reibungslos zwischen den Welten zu bewegen? Die Frage der Interoperabilität zwischen Metaversen wird entscheidend sein.

Was Meta vermutlich anstrebt, ist ein „Dach-Universum“, an das alle anderen Universen angeschlossen werden. Somit würde Metas Metaversum als Brücke zwischen den anderen dienen. Ob dieses Szenario jedoch Wirklichkeit wird, ist keineswegs sicher.

Dieses Modell wäre zwar am einfachsten für die Nutzer, wirft aber eine zentrale Frage auf: Wer trägt die Verantwortung, falls Meta sich nicht als führender Anbieter etablieren kann? Wer ist im Falle eines Interoperabilitätsproblems zuständig – Meta oder die anderen Anbieter? Oder wird es eine Art „natürliche Auslese“ unter den Metaversen geben? Mehr denn je werden die großen Technologiekonzerne – die „GAMAMs“ (ehemals GAFAMs) – zusammenarbeiten und sich abstimmen müssen, um den Erfolg sicherzustellen. Die Interoperabilität macht daher auch Standardisierungsfragen notwendig – ein Thema, das die Entwicklergemeinschaft bereits heute angehen muss, wenn sie eine breite Nutzung ermöglichen will.

2. Cybersicherheit gewährleisten

Das Metaversum, wie es heute gedacht wird, erfordert die Übertragung enormer Mengen an personenbezogenen und/oder kritischen Daten. Abgesehen vom potenziellen Verkauf dieser Daten durch die Anbieter besteht ständig die Gefahr von Cyberangriffen – vor allem bei beruflichen Anwendungen. Je stärker Unternehmen und Gesellschaften von digitalen Tools abhängig sind, desto höher ist das Risiko.

Anders gefragt: Wer ist die „Polizei“ des Metaversums? Wer ist für die Sicherheit der Schnittstellen verantwortlich? Wer stellt sicher, dass keine Sicherheitslücken bestehen? Diese Fragen müssen beantwortet werden, um ein langfristig nutzbares Metaversum zu schaffen. Die Blockchain-Technologie könnte einige dieser Anforderungen erfüllen, da sie Informationen dezentral speichert und überträgt und somit weniger angreifbar ist. Dennoch kann die Blockchain zentrale Server nicht über Nacht ersetzen. Eine gesicherte Cloud – wie zum Beispiel SecNumCloud in Frankreich – wird daher eine Schlüsselrolle beim Aufbau eines sicheren Metaversums spielen.


Erfahren Sie mehr über unsere Expertise im Bereich Blockchain >


3. Ressourcenbedarf für den Betrieb dieser virtuellen Welt

Auch wenn das Metaversum virtuell ist, ist es keineswegs unbegrenzt. Es benötigt viele reale und begrenzte Ressourcen: seltene Metalle für elektronische Geräte, Energie für den Betrieb von Rechenzentren usw. Europa verbraucht derzeit rund 13.000 Tonnen seltener Metalle pro Jahr, Japan etwa 32.000 Tonnen. Auch wenn die weltweiten Reserven hoch sind, wächst die Nachfrage stetig – unter anderem durch den Ausbau der Elektromobilität. Je weiter die Digitalisierung voranschreitet und je mehr Nutzer hinzukommen, desto schneller könnten die Ressourcen an ihre Grenzen stoßen. Daher wird ein nachhaltiger Konsumkreislauf mit geringerer Umweltbelastung nötig sein.

Über diese drei Herausforderungen hinaus bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Metaversum künftig auf private und berufliche Anwendungsbereiche auswirken wird. Wird es als „Werkzeug für die reale Welt“ oder als „Zufluchtsort vor der Realität“ genutzt? Vermutlich beides.

Unternehmens sollte die Chancen des Metaversums analysieren, um sich dadurch von der Konkurrenz abzuheben. Wichtige Fragen sind: Welche Dienstleistungen sollen im Metaversum prioritär angeboten werden? Welche Vertriebsstrategien passen dazu? Welche Hürden müssen überwunden werden – technologisch oder im Nutzerverhalten? Wir von Alcimed werden die Entwicklungen rund um das Metaversum weiter beobachten und Projekte begleiten, die auf die Bewältigung dieser zentralen Herausforderungen abzielen.


Über die Autoren, 

Steffen, Consultant und Alexandre, Leiter in Alcimeds Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidiungsteam in Frankreich

Sie haben ein Projekt?

    Erzählen Sie uns von Ihrem Projekt

    Möchten Sie mehr über unser Beratungsangebot erfahren und Ihr Anliegen mit unserem spezialisierten Team besprechen? Schreiben Sie uns!

    Ein Mitglied unseres Teams wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen.


    Weiterführende Informationen