Energie - Umwelt - Mobilität

3 Hebel für die Beschleunigung der Entwicklung von Segelfrachtern und die Dekarbonisierung der Schifffahrt

Veröffentlicht am 17 April 2024 Lesen 25 min

Dank neuer Lösungen auf dem Markt ist ein kohlenstoffarmer Seetransport heute denkbar. Die Verbreitung dieser Innovationen erfordert jedoch eine stärkere Mobilisierung der Akteure des Sektors und den Aufbau neuer Industriezweige. In diesem Artikel befasst sich Alcimed mit den Bedingungen für die Entwicklung einer der Technologien, die den Seetransport verändern könnten: der Segelfrachter.

Segelfrachter: eine Technologie mit großem Potenzial, die derzeit kaum entwickelt wird

Der Segelfrachter ist eine der wichtigsten existierenden Technologien, die eine Dekarbonisierung des Seetransports ermöglichen könnten. Die Installation eines Segelsystems auf einem Schiff kann die Treibhausgasemissionen seiner Fahrten um 20 % reduzieren. Ein vom britischen Verkehrsministerium in Auftrag gegebener Bericht schätzte 2019, dass auf der Basis dieses Nutzenversprechens und zahlreicher Vorteile bis 2050 40-45 % der weltweiten Schiffe mit Segelantriebslösungen ausgestattet werden könnten.


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Die Kluft zwischen diesem Ziel und den einigen wenigen Schiffen, die derzeit im Einsatz sind, scheint riesig: Nur etwa 20 große Frachter, die mit Segeln ausgestattet sind, fahren heute. Um die Entwicklung der Branche zu beschleunigen und das Ziel rechtzeitig zu erreichen, müssen drei Hebel genutzt werden: die Strukturierung eines echten techno-ökonomischen Systems, eine stärkere Positionierung der Akteure im vor- und nachgelagerten Bereich der Wertschöpfungskette und die Entwicklung von technologischen Schlüsselpartnerschaften.

3 Hebel für die Beschleunigung der Entwicklung von Segelfrachtern

Hebel Nr. 1: das techno-ökonomische System der Branche strukturieren

Um sich zu strukturieren und ihre Entwicklung zu sichern, braucht die Segelfrachter-Industrie vor allem eine echte Industriepolitik. Die Unterstützung durch politische Akteure und Investoren ist wichtiger als in anderen Branchen, da Segelfrachter nur von geringen Skaleneffekten profitieren. Im Gegensatz zu anderen Dekarbonisierungslösungen, wie z. B. Batterien, werden sie nur im maritimen Sektor entwickelt.

Diese Industriepolitik muss durch die Entwicklung neuer Standards und Zertifizierungen begleitet werden. Zertifizierungsstellen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, das Vertrauen der Interessengruppen in eine neue Technologie zu gewinnen. Nur sie können garantieren, dass Frachter, die mit Segelsystemen ausgestattet sind, einwandfrei funktionieren und ein hohes Sicherheitsniveau aufweisen. Einerseits stammen die meisten Normen für die Konstruktion von Schiffen aus den 1970er Jahren und enthalten daher keine Bestimmungen für Segelanlagen. Zum anderen unterscheiden sich die von den Unternehmen angegebenen Gewinne stark und sind aufgrund sehr unterschiedlicher Arbeitshypothesen nur schwer vergleichbar.

Um diese Ziele langfristig festzulegen, müssen die Schifffahrtsschulen aktiv werden und Segelfrachter in den Seetransport einbeziehen. Auch wenn die Schifffahrtsschulen heute nicht verpflichtet sind, spezielle Zusatzfächer für den Einsatz von Segelantrieben anzubieten, wurden bereits einige Initiativen ergriffen. An der französischen École Nationale Supérieure Maritime ist der Einsatz von Segelantrieben bereits Teil des Studiengangs „Ingénieur Maritime“.

Hebel Nr. 2: die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette der Schifffahrtsindustrie transformieren

In der vorgelagerten Wertschöpfungskette müssen sich Konstruktionsbüros und Werften so organisieren, dass sie Segelantriebslösungen in bestehende Schiffe und in neue Frachter integrieren können. Daher ist es notwendig, dass Konstruktionsbüros und Schiffsarchitekten ihre Kompetenzen in Bezug auf die Optimierung des Designs von Schiffen mit Hybridantrieb erweitern. Außerdem ist es unerlässlich, dass viele Werften die notwendigen Installationskapazitäten für die Nachrüstung, Wartung und Reparatur dieser Lösungen ausbauen.

Am Ende der Wertschöpfungskette müssen die Verlader einzeln und gemeinsam Einfluss auf die Reedereien nehmen, um die Wahl der Antriebsart zu beeinflussen. Es ist bereits zu beobachten, dass Verlader, die auf ihren CO2-Fußabdruck und die öffentliche Meinung achten, bei der Investitionsentscheidung von Reedereien entscheidend sein konnten. Dies war zum Beispiel der Fall¸ bei der ArianeGroup im Rahmen des Canopée-Projekts. Das Unternehmen legte gegenüber seinem Reeder Jifmar fest, dass das künftige Schiff, das die Ariane-6-Rakete transportieren sollte, „umweltfreundlich“ sein müsse. Es wurden mehrere Lösungen in Betracht gezogen und man entschied sich für den Segelfrachter. Dies war auch der Fall bei Michelin und der Renault-Gruppe. Die beiden Unternehmen unterzeichneten eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Neoline aus Nantes, um Renault-Fahrzeuge auf Segel-RoRo-Schiffen zu den Inseln Saint Pierre und Miquelon zu transportieren. Verlader können die Entwicklung von Segelfrachtern auch dadurch fördern, dass sie gemeinsam das Image der „grünen Fracht“ aufwerten. Dies ist zum Beispiel bei der Clean Cargo Initiative der Fall. Diese Initiative vereint sowohl die weltweit größten Reedereien als auch sehr viele Verlader wie Danone, Michelin, Nestlé, Disney und IKEA.

Hebel Nr. 3: wichtige Technologiepartnerschaften zur Optimierung der Nutzung von Segelfrachtern entwickeln

Um die Nutzung ihrer neuen Antriebssysteme zu optimieren, haben die Anbieter von Segelfrachtern begonnen, enge Kooperationen mit Routingunternehmen aufzubauen. Dies ist z. B. der Fall beim Segelausrüster AYRO mit dem Unternehmen D-Ice Engineering. So wird das OCEANICS-System von D-Ice Engineering an Bord des zukünftigen Schiffes Canopée installiert, um die Abläufe auf dem Schiff zu optimieren und sicherer zu machen.

Diese Art von Partnerschaft ist von entscheidender Bedeutung, da die Entwicklung von Segelfrachtern durch die Betriebsbedingungen der Frachter eingeschränkt wird. Ein und dasselbe Schiff kann je nach Handelsvertrag eine Vielzahl von Routen befahren. Einige Seerouten sind jedoch zu windschwach, als dass sich der Einsatz von Segelanlagen lohnen würde. Das maritime Routing ermöglicht es, zukünftige Wetterphänomene vorherzusehen, den Kurs der Frachter an die aktuellen Ereignisse anzupassen und so die Leistung der Frachter zu verbessern. Die Zusammenarbeit zwischen Routingunternehmen und Ausrüstungsherstellern ermöglicht es daher, den Einsatz von Segelantrieben zu optimieren.

Die derzeitige Entwicklung der Schifffahrt ist nicht mit der Klimakrise vereinbar. Der Sektor muss sich umstellen, und Segelfrachter können dabei helfen. Alcimed kann Sie bei Ihren Projekten im Bereich neue Mobilität begleiten. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!


Über den Autor, 

Maxime, Consultant in Alcimeds Energie-, Umwelt- und Mobilitätsteam in Deutschland

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